Freedom Writers

Wie eine junge Lehrerin und 150 gefährdete Jugendliche sich und ihre Umwelt durch Schreiben verändert haben

 

In Freedom Writers geht es um wahre Geschichten von und mit „nicht erziehbaren Risiko-Schülern“ an der Wilson High School in Kalifornien. Anhand eindrucksvoller Originaltexte wird das Leben und die Veränderungen im Englischkurs der engagierten Lehrerin Miss Gruwell im Laufe von vier Jahren beschrieben.

 

Die literarisch-künstlerischen Projektideen und -arbeiten setzen sich puzzlehaft im Laufe der Lektüre zu einem motivierend inspirierenden Gesamtwerk zusammen. Das aus Tagbuchtexten aufgebaute Buch bietet jedem Leser einen Ansatzpunkt, selbst Mut und neue Ideen, Standpunkte und individuelle Blickwinkel auf potentielle Handlungsansätze im Umgang mit schwierigen Schülern, Gewalt und Vorurteilen zu finden.

 

Statt in Depressionen und Resignation zu versinken, zeigen die Autoren, wie man sich aus dem selten selbst verschuldeten Elend befreien und zum Beispiel den Schulabschluss schaffen kann. Ein Elend, in dem der Alltag bestimmt ist von Gang- und Rassenhass sowie allgegenwärtiger Gewalt am sozialen Rand der Gesellschaft. Der Tod von Freunden und Angehörigen gehört zum Alltag und auf fast jeden wurde schon mal geschossen.

 

Der Weg zum Ausbruch aus der Spirale von Hass und Vorurteilen führt in der Gruppe über das Entdecken von Gemeinsamkeiten und unreflektierten Ressentiments, die die Gesellschaft und unser Umfeld uns eingebrannt haben. Anhand des allen unbekannten Themas Holocaust und unter anderem dem Tagebuch der Anne Frank, konnten jedem Einzelnen die Augen geöffnet werden, dass man nie alleine ist mit seinen Qualen. Die Bücher zeigen ihre potentielle Kraft, die sie in den Köpfen von jungen Menschen entfalten können. Der Leser begleitet die Jugendlichen bei ihrem Weg.

 

Die Kids lernen zu erkennen, dass es jeder selbst in der Hand hat, sich zum Positiven zu verändern. Und nur wer es schafft, sich selbst und die eigenen Einstellungen zu revidieren, kann es auch schaffen, neue Impulse im eigenen Umfeld zu setzen und Veränderungen anzustoßen. Hierzu gehört auch die schriftliche Auseinandersetzung in Form der Tagebücher.

 

Freedom Writers bietet eine Panoramafahrt durch die verschiedensten möglichen Blickwinkel auf das System Schule: „Es ist toll, sich wie ein richtiger Mensch zu fühlen und nicht nur als jemand, der nur dazu da ist, vom Lehrer niedergemacht zu werden“, schreibt eine der anonymisierten Autoren. „Ich bin nicht Lehrerin geworden, um zur Mitarbeiterin des Jahres gewählt zu werden“, schreibt Erin Gruwell.

 

Sie arbeitet heute als Gastprofessorin an der California State University, an der auch einige ehemalige Freedom Writers studiert haben. Die Erlöse aus diesem Buch kommen der Freedom Writers Foundation zugute, die gegründet wurde, um den Freedom Writers das Studium zu ermöglichen.

 

Die Stiftung Lesen empfiehlt das Buch für Arbeit in der Schule. Der gleichnamige auch sehr gute Film mit Hilary Swank in der Hauptrolle ist im April in die Kinos gekommen und ist sicher demnächst auf DVD erhältlich. Beides ist je nach Altersgruppe sehr empfehlenswert.

 

Freedom Writers, Deutsche Erstausgabe von Kerstin Winter, 2007, Autorenhaus Verlag Berlin, ISBN 978-3-86671-017-7, 320 Seiten, 14,90 €